FUNK Optik Düsseldorf - Jannik
DEUTSCHES HANDWERKSBLATT
HANDWERKSKAMMER DÜSSELDORF
Nº 01 25
Auf den zweiten Blick
DAS AUGENOPTIKERHANDWERK WURDE FÜR JANNIK OHLIG MEHR ALS EIN BERUF: EINE LEIDENSCHAFT.
Text: Frauke Kerkmann
Noch vor einigen Jahren kamen Jannik Ohlig, wenn er auf seinen Lebenslauf schaute, manchmal Zweifel, wohin dieses »Durcheinander« führen sollte. Und heute?
Wer das helle Ladengeschäft auf der Düsseldorfer Brunnenstraße betritt, trifft auf einen jungen Mann, der voller Leidenschaft seinen Beruf lebt. Seit zwei Jahren führt der Augenoptikermeister als Betriebsleiter den FUNK Optik store im Stadtteil Bilk und sagt von sich: »Ich habe genau das gefunden, was perfekt für mich passt.« Und mehr noch: Alle kleinen »Umwege« fügen sich im Rückblick zu einem stimmigen Bild zusammen.
Dabei hätte der direkte Weg ins Handwerk »ganz am Anfang«sogar nahegelegen: Lief der heute 34-Jährige, der aus einer Optikerfamilie stammt, doch schon als kleiner Junge durch die Werkstatt seiner Großeltern. Aber als er Abitur gemacht hatte, war dieses Gefühl der Zugehörigkeit verloren gegangen, und es ergab sich fast zwangsläufig der Gedanke, er müsse »studieren gehen«. Nach dem Zivildienst begann Jannik ein Architekturstudium, merkte aber mit der Zeit, dass es seine Erwartungen nicht erfüllte. Kurzzeitig wechselte er zu Biologie, bevor er sich doch noch zu einer Ausbildung zum Augenoptiker entschloss - in dem alteingesessenen Betrieb in Mönchengladbach, den inzwischen seine Tante leitete. Nach der Gesellenprüfung folgte direkt der Meister, den er an der renommierten ZVA-Akademie in Knechtsteden in Vollzeit absolvierte.
Das Handwerkliche behielt in all der Zeit für Jannik Ohlig einen besonderen Stellenwert. Neben allem, was er in der Ausbildung gelernt hatte, faszinierte ihn vor allem der Brillenbau - eine Fertigkeit, die heutzutage nahezu verschwunden zu sein scheint: »Es gibt kaum noch jemanden, der eine Brille entwerfen und anfertigen kann.«
Für ihn sollte dieses Faible eine entscheidende Rolle spielen, als er in Kontakt zum Brillenlabel FUNK trat. Und das kam so: Als Jannik seinen Bruder in Berlin besuchte, nahm er die Gelegenheit wahr, den firmeneigenen Store in Berlin aufzusuchen - wo er sich, die selbst gebauten Brillen im Gepäck - gleich als Optiker-Kollege zu erkennen gab. Sofort hieß es: »Komm 'rein!«
Bereitwillig wurde er durch das Geschäft geführt. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass Gründer Dieter Funk sich an diesem (und nur an diesem!) Tag des Jahres 2020 ebenfalls in der Berliner Niederlassung aufhielt. Ob er ihn kennenlernen wollte?
GLEICHE WELLENLANGE, GLEICHE PHILOSOPHIE
Was für eine Frage! Zwei Stunden später, als beide immer noch ins Gespräch über Brillenbau vertieft zusammensaßen, war die weitere Entwicklung eigentlich schon fast klar: sich die Produktion im bayerischen Kinsau ansehen, für eineinhalb Jahre nach Bayern ziehen, dort mitarbeiten bis hin zur Leitung der Produktion, Planung und schließlich Eröffnung des Geschäfts in Düsseldorf im April 2022.
Ganz selbstverständlich kommt Jannik das »wir« über die Lippen, wenn er begeistert von neuen technischen Verfahren erzählt, die im Stammhaus entwickelt und angewandt werden: Beispielsweise wird Acetat selbst recycelt, indem anfallende Reste granuliert und zu neuen Platten gepresst werden. Der nächste Schritt ist die eigene Acetat-Herstellung, sodass kein Rohmaterial mehr zugekauft werden muss. Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit leisten ebenso einen Beitrag zur nachhaltigen Unternehmensphilosophie wie das klimafreundliche und energetisch autarke Headquarter.
Kein Zweifel, hier identifiziert sich jemand mit dem Label - dessen »Gesicht« er im Düsseldorfer Shop ist.
Der Laden wiederum passt gut in die urbane Umgebung mit kleinen Geschäften und Cafés. Im Verkaufsraum bieten die massiven Altholzbalken mit Glasböden viel Präsentationsfläche für die Brillenkollektionen. Ein wenig Industrial Chic und Farbtupfer wie ein bunter Teppich ergänzen die originelle wie funktionale Einrichtung, die gleichzeitig nach dem Prinzip »offene Werkstatt« gestaltet wurde. Hinter der Theke stehen die wichtigsten Geräte und Arbeitshilfen. Hier werden Dioptrien bestimmt, Gläser angezeichnet, zentriert und geschliffen, Fassungen umgearbeitet - alles im Blickfeld der Kundschaft.
Jannik: »Man kann viel mehr reparieren als man denkt!« Im angrenzenden Raum lassen sich Sehtests durchführen. Ein Set mit Messgläsern zeigt, dass der Optiker beim Feststellen der Korrekturwerte gerne auf die analoge Messbrille zurückgreift.
KREATIVE REISE
Die üblichen Modemarken und großen Namen suchen Kundinnen und Kunden im Schaufenster des Optikstore vergeblich - doch sei »noch keiner wieder 'rausgegangen«, konstatiert Jannik Ohlig gut gelaunt. Im Gegenteil.
Die gängigen Brands verlieren ihre Anziehungskraft, sobald man auf das ganz eigene Design dieser Kollektionen schaut: ausdrucksstarke Fassungen mit klaren Linien, aber auch verspieltere Kreationen mit einlaminierten Naturmaterialien, leichte Titan-Modelle oder Vintage-Acetat. Und dazu ein Fachmann, der auf individuelle Bedürfnisse (»Die Brille ist immer nur so gut, wie sie angepasst wird.«) eingeht. Und der sogar eine Brille maßanfertigen kann!
Auf so eine »kreative Reise«, bei der die Kunden am Entstehungsprozess teilhaben und ihre eigenen Vorstellungen einbringen können, lassen sich immerhin mehrere Dutzend Interessierte pro Jahr ein. Um vom Entwurf über die technische Zeichnung bis zum Fräsen, Feilen und Sägen von Hand das Brillenunikat zu produzieren, bietet eine schlichte Werkstatt mit drei Arbeitsplätzen im hinteren Teil die nötige Ruhe. Mit Lötkolben, Feinbohrer, Poliermaschine und unzähligen Handfeilen perfekt ausgestattet und von Jannik selbst gebaut.
Die traditionelle Ausbildung im Familienbetrieb, das Freihandzeichnen aus dem Architekturstudium und nicht zuletzt der »Ausflug« in die Naturwissenschaft - all das nutzt der vielseitig Interessierte heute bei seiner Tätigkeit. Das Vergnügen am Gesamtpaket, dem Zusammenspiel von Handwerk, Design, Ästhetik und Technik, schwingt dabei jederzeit mit.
FUNK Optik Düsseldorf
Brunnenstraße 18
DE-40223 Düsseldorf
+49 (0) 211. 302 940 66
duesseldorf@funk.de
Di – Fr 10:00 – 18:30 Uhr
Sa 10:00 – 15:00 Uhr
(außerhalb der Öffnungszeiten Termine nach Absprache möglich)
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